Test Normalzoom: Tamron 28-75 f2.8 vs. Pentax 24-70 f2.8


Hier mein erstes richtiges Shootout von zwei Linsen im Normalzoombereich. Vorab muss ich ein ganz großes „DANKESCHÖN“ an Andreas Maaß vom Atelier Maaß los werden. Andreas ist überzeugter Penax-Profi-Fotograf und hat mir die Pentax Linse sowie sein Studio hierfür zur Verfügung gestellt.
Für Pentax ist ja gerade im Kleinbildbereich die Auswahl an Linsen nicht so groß. Zwar kann man dank dem K-Bajonett auf knapp 40 Jahre Altglas zurückgreifen. Dennoch ist auch klar, dass eine Linse, die für 35mm KB-Film berechnet wurde nicht mehr die Ergebnisse bringen kann, welche ein moderner Chip wie der 36 Megapixel Sensor der K-1 benötigt, um seine volle Leistung zu bringen. Aus diesem Grund habe ich hier zwei Linsen getestet, die folgende Kriterien erfüllen:

  • Das Kleinbildformat wird voll unterstützt
  • Es handelt sich um Standard-Zooms, d.h. von einem leichten Weitwinkel* zu einem leichten Tele, welche auch gerne als „Immerdrauf“ bezeichnet werden
  • Beide haben eine durchgängige Blendenöffnung von 2.8
  • Keine manuellen Linsen, Autofokus muss sein

(* Anmerkung: Da ich selbst gerne auch im Ultraweitwinkel-Bereich arbeite, sind 24/28 mm für mich einfach nur ein leichter Weitwinkel. Wer dies anders sieht, möge mir verzeihen)

Nach den o.g. Kriterien gibt es drei Linsen, welche in Frage kommen. Die dritte im Bunde wäre das Sigma 24-70 f2.8. Dieses wird zum einen aber nicht mehr hergestellt. Zum anderen gibt es davon mindestens sechs verschiedene Versionen zzgl. der 24-60er Abwandlung. Alleine von den verbauten Glaselementen und AF-Motoren her unterscheiden diese sich schon so stark, dass ich hiervon jedes Objektiv nochmals einzeln gebraucht kaufen und testen müsste, was mangels Angebot und finanziellen Mitteln schlicht nicht möglich wäre.

Bleiben also die zwei Enden der Fahnenstange:
Am unteren Ende das seit 2003 erhältliche Tamron AF SP 28-75mm F2.8 XR Di LD Aspherical IF Macro (A09) mit einem UVP von 599€, einem Strassenpreis von ca. 420€ und Gebrauchtpreisenab ca. 180€. Die sperrige Bezeichnung lässt sich wie folgt erklären:

  • AF bedeutet schlicht, dass das Objektiv automatisch fokussieren kann, also über Autofokus-Motoren verfügt und entsprehcend mit der Kamera kommuniziert
  • SP ist die „Super Performace“ Klasse, also die höchste Leistungsklasse von Tamron
  • 28-75mm ist der Brennweitenbereich
  • F2.8 ist die durchgängige Blende
  • Das XR erklärt Tamron wie folgt: „Extra Refractive Index-Glas  Ein Spezialglas mit besonders hohem Brechungsindex für höhere Leistung und eine kompaktere Objektivkonstruktion
  • „Di“ steht bei Tamron für „Digital“, das Objektiv wurde also bereits für DSRL gerechnet und nicht für Analogfilm. „Di“ bedeutet im Unterschied zu „Di II“ auch, dass das Objektiv einen Kleinbildsensor voll ausleuchtet, „Di II“ wäre nur für APS-C gedacht.
  • LD ist ein Linsenelement, das für niedrigere Zerstreuung des Lichts und damit weniger Chromatische Abbreviation sorgen soll.
  • Aspherical bezeichnet wiederum ein anderes Linsenelement, welche das gesamte Objektiv kompakter machen, gleichzeitig aber auch die Bildqualität verbessern sollen
  • IF steht für Innenfokusierung. Bei der Verwendung von Grauverlaufs- oder Polarisationsfiltern ist dies sehr wichtig, da die Frontlinse bei IF nicht gedreht wird und der Filter somit immer richtig sitzt
  • Macro … ein Macro halt 😉 Bitte nicht mit einem richtigen Macro verwechseln, der Begriff muss in Verbindung mit diesem Objektiv lediglich auf die geringe Einstellentfernung von 33 cm gesehen werden.

Das Objektiv hat ein 67 mm Filtergewinde. Das Gewicht beträgt ca. 510 Gramm.

Alle technischen Informationen gibt es auch nochmal beim Hersteller.

Das obere Ende bildet das kurz vor der der K-1 veröffentlichte HD PENTAX-D FA 24-70mm F2.8 ED SDM WR mit einem UVP von 1299€. Pentax achtet sehr stark auf die Einhaltung des UVP durch die Händler, entsprechend ist der Strassenpreis bei deutschen Händlern immer auch gleich der UVP. Lediglich der Import von außerhalb des Euro-Raumes (z.B. aus UK) kann hier einen Preisvorteil bringen, allerdings sollte vorher vom Käufer geklärt werden, wohin er sich im Garantie- oder Gewährleistungsfall wenden muss und ob es abweichende Garantiebedingungen gibt. Das Objektiv wird bisher nur ganz selten gebraucht verkauft und wenn liegen die Gebrauchtpreise relativ nahe am UVP. Auch Pentax will es im Wettstreit um die unverständlichste Objektivbezeichnung wissen.

  • HD steht für die neue Generation von Vergütungen. Jahrzehntelang stand an dieser Stelle „SMC“ (Super Multi Coating), mit HD gibt es einen würdigen Nachfolger. Die Details dazu werden beim Hersteller direkt erklärt.
  • Pentax-D … na was wohl. Hersteller Pentax, für Digitale Kameras gerechnet
  • FA steht für Full-Frame („Vollformat“ / Kleinbildformat), A für Autofokus
  • 24-70mm ist der Brennweitenbereich
  • F2.8 ist die durchgängige Blende
  • ED ist das Gegenstück zum „LD“ beim Tamron
  • SDM ist der „Supersonic Direktantrieb“, also ein schneller und leiser Autofokus-Motor. Bei anderen Herstellern auch als „HSM“, „USM“ o.ä. bezeichnet
  • WR steht für „Wetterfest“, das Objektiv ist also gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.

Das Objektiv hat ein 82 mm Filtergewinde. Das Gewicht beträgt ca. 787 Gramm.

Auch hier finden sich noch weitergehende Informationen auf der Detailseite bei Pentax.

Somit kommen wir auch schon zu den ersten sichtbaren Unterschieden zwischen den zwei Linsen, die da wären:

Äußerlichtkeiten

28-75mm gegen 24-70mm hört sich jetzt erst mal nicht spektakulär an. Klar, da ist ein Unterschied, aber nur von 4 mm am kurzen und 5 mm am langen Ende. Während die 5mm nach oben hinaus wirklich kein merklicher Unterschied darstellen, machen dies die 4 mm unten auf jeden Fall. Wer wie ich gerne weitwinklig fotografiert und sich schon auf die ab 2017 verfügbare 11 mm Festbrennweite von Irix freut, kann dies sicherlich bestätigen. Überhaupt ist Tamron der einzige mir bekannte Hersteller, der von 24-70 im Normalzoom-Bereich abweicht. Aber warum macht Tamron dies? Mir fallen hier 2 Gründe ein: Zum einen, um das Objektiv kompakt zu halten. Je weiter die Brennweite bei gleichgrößer Blende sein soll, desto größer und schwerer wird gerade die Frontline. Mit 92 mm Länge, 73 mm Durchmesser, einem 67 mm Filtergewinde und 510 g Gewicht ist das Objektiv in allen Bereichen weit unter dem Pentax. Der zweite Grund leitet sich aus dem ersten ab: Durch diese Konstruktion ist es schlicht günstiger zu produzieren, da wesentlich weniger (teures) Glas im Einsatz ist. Das spiegelt sich auch im Verkaufspreis wieder. Die Frage ist aber: Welchen Preis muss man dafür auf Seiten der Bildqualität bezahlen?

Pentax sich hat – wie Canon, Nikon und andere auch – für 24 – 70 mm entschieden. Mit dieser Brennweite passt es natürlich sehr gut zwischen das eigene 15-30 mm, das Sigma 12-24 mm und die ebenfall üblichen 70-200 mm, welche von Pentax, Sigma und Tamron angeboten werden. Mit 110 x 89 mm, 82 mm Filter und knapp 800 Gramm ist es wesentlich wuchtiger als das Tamron. Wuchtiger bedeutet aber nicht immer auch schlechter. Wenn an der K-1 noch ein Batteriegriff hängt, wirkt das Tamron eher wie ein Spielzeug, das Pentax macht rein optisch schon einen seriösen Eindruck. Das mag sich jetzt abgehoben anhören, aber leider gibt es in der professionellen Fotografie immer noch Kunden, die denken, dass nur ein dickes Objektiv an einer dicken Kamera die besten Fotos machen kann und sich die Fotografen auch nach solchen Gesichtspunkten aussucht.

Der Hersteller

Haha, warum denn das? Weil hier die nächste Überraschung wartet. Um kurz zu spoliern: Gewinner dieses Tests ist auf jeden Fall Tamron. Denn es ist ein offenes Geheimnis, dass das Pentax 24-70 bei Tamron gefertigt wird und auf deren bestehenden 24-70er basiert. Ist das jetzt gut oder schlecht? Meiner Meinung nach gut. Denn das Tamron 24-70 hat einen sehr guten Ruf bei Canon- und Nikon-Fotografen. Warum also das Rad neu erfinden? Bei Nikon kommt noch etwas weiteres hinzu: Auch das Nikkor 24-70 f2.8 ist von Tamron! Wer sich im OEM-Geschäft etwas auskennt, weiß auch, wie hier der Hase läuft. Es wird bei solchen Kooperationen eben zusammen gearbeitet. Pentax macht die Vorgaben, liefert ggf. auch eigenes Know-How oder fungiert sogar als Zulieferer, Tamron setzt das alles sie um und erhält die entsprechende Entlohnung dafür. So ist das Tamron 24-70 für Canon und Nikon z.B. nicht wetterfest, das Pentax schon. Auch preislich sollte man den Vergleich tunlichst vermeiden. Was aber nicht schwer fällt, denn leider hat Tamron aktuell kaum Objektive für das Pentax-Bajonett im Angebot.

Innere Werte

Wer jetzt hier eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Glaselement erwartet, der wird enttäuscht. Hierfür bin ich fachlich einfach nicht fit genug und ehrlich gesagt habe ich auch das Gefühl, dass es die Wenigsten überhaupt interessiert. Aus diesen Gründen verzichte ich hier lieber auf einen Vergleich.
Dennoch gibt es ein paar wichtige Details im Inneren: So kann man beim Pentax-Objektiv auch trotz Autofokus noch manuell eingreifen und mal eben schnell den Fokuspunkt manuell anpassen, wenn der AF nicht das trifft, was man will, es schnell gehen muss, etc. Pentax nennt dies „Quick Shift“. Wer gerne im dunkeln fotografiert oder schnell reagieren muss, wird diese Funktion zu schätzen wissen.
Ebenso erachte ich den schnelleren AF-Motor als ein wichtiges Feature auf der Habenseite von Pentax. Gerade weil die K-1 nunmal eine Kamera für Reportagen und nicht für Sport oder ähnliche schnelle Motive ist, ist man froh, wenn der Fokus sich nicht noch zusätzlich als Bremse herausstellt.

So, kommen wir aber nun zum Shootout!

Für den Vergleichstest haben wir im Studio folgendes Test-Setup aufgebaut:

  • Pentax K-1 mit Firmware 1.3
  • ein schweres Berlebach Stativ für die Kamera
  • Auslösung per Zeitauslösung 2 Sekunden
  • Licht kommt von einem Blitz von vorne, etwas schräg von oben
  • Die Blitzleitung wird entsprechend der Blende angepasst, so dass die Fotos immer gleich hell sind
  • als Motiv einen Mosconi Sound Processor mit fiesen Chromelemente und dazu einen Staubwedel mit ganz feinen Federn
  • dazu eine Glasscheibe (Fenster) im Hintergrund

Kamera und Motiv bleiben für den Test stehen, es wird lediglich mit dem Zoom im Objektiv gearbeitet. Die Kamera ist über die zwei internen Wasserwaagen nivelliert. Das Motiv ist auf gleicher Höhe wie die Kamera, der Fokus liegt auf dem Staubwedel in Höhe der rechten zwei Audio-Ausgänge des Soundprozessors. Es wird nur mit dem mittleren Fokuspunkt gearbeitet.
Pro Objektiv wurden 3 Brennweiten getestet: 35, 50 und 70 mm. Hierbei ist anzumerken, dass die Brennweiten nicht immer sauber an die Kamera übertragen wurden. Drehe ich das Tamron von klein nach groß auf und bleibe bei 70 mm stehen, werden 63 mm übertragen, von 75 auf 70 herunter werden 75 übertragen. Pentax hat bei 50 mm laut Beschriftung dann tatsächliche 53 mm.Als Blenden wurde mit 2.8, 4.0, 8 und 16 gewählt. Kleinere Blenden werden m.E.n. in der Praxis sowieso kaum verwendet. ISO ist immer bei 100, Belichtungszeit bei 1/200s. Alle Aufnahmen wurden als RAW gemacht und mit Affinity Photo 1.5 neutral entwickelt. Abgespeichert wurde mit 100% Qualität ohne Crop sowie verschiedene Crops (Ausschnitte) mit einer Reduzierung auf < 2.000px Kantenlänge und 95% Qualität. Im Artikel hier habe ich bewußt nicht alle Fotos drinnen, da es sonst einfach zu viel werden würde. Die Unterschiede habe ich an zwei Kombinationen herausgearbeitet: 50 mm f2.8 sowie 35 mm f16.

Wir beginnen mit 50 mm bei Offenblende. Es handelt sich hierbei um JPEG Crops aus der Bildmitte.

Tamron 50 mm f2.8
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Pentax 50 mm f2.8
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Tamron 35 mm f16
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Pentax 35 mm f16
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